Fräsen for Future
Die Oberfräse kann nicht weiterentwickelt werden? DeWalt verspricht mit der DCW620 nicht nur viel Akku-Power, sondern interessante Innovationen in puncto Sicherheit und Handhabung. Hier ist unser Eindruck der Maschine.
Klar, der Trend zum Akku ist nun nichts Neues mehr. Sogar Kettensägen und Tischkreissägen kommen mittlerweile ohne Kabel auf den Markt, Oberfräsen sowieso. Trotzdem lassen die Amerikaner von DeWalt mit ihrer in Deutschland entwickelten DCW620 aufhorchen. Satte 1.600 Watt holt die Maschine aus dem 18-Volt-Akku heraus. Mit dieser Leistung spielt sie in der gehobenen Klasse der kabelgebundenen Kraftpakete mit. So zumindest die Theorie. Wir haben ein Leihexemplar in unserer Redaktionswerkstatt getestet und geprüft, ob die Maschine auch im Holz eine gute Figur macht.
Der Lieferumfang gibt gleich die Richtung vor, in der es mit der Maschine geht: Neben der eigentlichen Maschine mit einer 8-mm-Spannzange findet sich auch eine 12-mm-Variante. Auch zwei austauschbare Bodenplatten inklusive zwei unterschiedlicher Staubschutz-Abdeckungen machen das Einsatzgebiet der DCW620 deutlich: Hier dürfen große Fräser rein und es kann und darf groß gearbeitet werden.
Aber Maschinenkraft hin oder her: Einen 12-mm-Schaftfräser von Hand zu führen ist schon eine Ansage. Schaut man auf die Ergonomie der Maschine, kann man DeWalt aber attestieren, dass der feste Griff eine große Rolle gespielt hat. Die – ohne Akku – satten 3,6 Kilogramm des Geräts lassen sich mit leicht schrägen Griffen intuitiv sicher packen. Die Bedienelemente kann man als Nutzer dabei gut erreichen. Dabei fällt insbesondere ein Knopf zum Sperren der Höhenverriegelung auf, den man mit nur einem Finger bedienen kann – ohne die Finger vom Griff zu lösen. Ohne hier zu drücken, kann sich der eigentliche (klassische) Verriegelungshebel zum Arretieren nicht öffnen. Ein versehentliches Lösen der Frästiefe ist deshalb kaum möglich. Aus unserer Sicht eine clevere Innovation, an die man sich allerdings gewöhnen muss.
Schnell aus im Notfall
Neben der Ergonomie für mehr Arbeitssicherheit haben die Entwickler der Oberfräse eine besondere Technik spendiert: Im Maschineninnern ist ein Gyroskop verbaut. Dieser misst – vereinfacht gesagt – die Bewegungsgeschwindigkeit der Maschine. Und dieser Aspekt hat es in sich: Bei ruckartigen Drehungen – zum Beispiel beim Rückschlag oder Verkanten der Maschine – schaltet sich die DCW260 in Sekundenbruchteilen aus. Dieser Sicherheitsaspekt ist aus unserer Sicht tatsächlich eine noch spannendere Innovation als „nur“ die schiere Leistung des Akkusystems. Dass diese Technik auch wirklich in der Praxis die Notbremse zieht, konnten wir testen, indem wir der Fräse einfach mal im Leerlauf einen ordentlichen Schubser verpasst haben. Sofort war Ruhe in der Werkstatt. Anschließend läuft die Maschine wieder ganz normal an.
Viel Kraft im Holz
Aber so schön Ergonomie und Arbeitssicherheit sind: Liefert die Maschine denn auch gute Fräsergebnisse? Sanftanlauf und der erfreulich leise bürstenlose Motor sollten nicht über die Kraft der Maschine hinwegtäuschen. Es geht sehr satt und schnell durch das Holz: Eine 18 x 18 mm Nut in Esche war unser Maximal-Test. Auch wenn das allem widerspricht, was wir zum Thema „Sauber fräsen in Etappen“ jemals geschrieben haben: Es funktioniert – ohne Brandspuren, da die interne Drehzahlregelung die Umdrehungen zuverlässig auf einem konstanten Wert hält. Auch unsere anderen Tests – Multiplex, Kirsche, Ahorn und die obligatorische Fichte – machten zügiges Arbeiten möglich, ohne dass sich die integrierte LED-Warnung bei Überlastung gemeldet hätte. Egal ob bei Nuten oder Profilen. Diese Leistung mit reiner Akku-Power ist schon beachtlich. Ebenfalls zu erwähnen: Der Motor stoppt quasi sofort, sobald der Finger vom Knopf gelöst wird. Ein „Nebeneffekt“ des Gyroskop-Notstopps, der aber so manche Macke eines noch ausdrehenden Fräsers verhindern kann.
Reine Begeisterung also? Jein: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Die Kantenbearbeitung ist eine Herausforderung: Der hoch gelegene Akku verschiebt den Schwerpunkt, ein Grundproblem von Akkufräsen. Bei wenig Auflagefläche neigt die Fräse eher zum Kippeln als ihre kabelgebundenen Geschwister. Auch hakt die Fräseinheit beim Gleiten über die Tauchrohre manchmal – wenigstens bei unserem Modell. So wird das Feineinstellen der Frästiefe mitunter schwierig. Etwas Grafit-Spray löst das Problem aber, deshalb sind das eher Abzüge in der B-Note.
Gute Absaugung, schlechte Kompatibilität
Gepunktet hat die Maschine auch mit ihrem effektiven Absaugsystem. Leider passt nur das markeneigene Airlock-System auf die Fräse – für andere Absaugungen muss man sich Adapter besorgen.
Liegt die DCW620 ganz auf dem Holz auf, geht so gut wie alles in den Schlund des Saugers. Auch der aufsteckbare, mitgelieferte Spanfang fürs Kantenfräsen macht diese eigentlich oft schmutzige Arbeit deutlich sauberer.
Besonders praktisch: Der Luftstrom wird durch eine der Säulen gezogen. Durch das Aufstecken des Schlauchs von oben spart man sich den oft nervtötenden seitlichen Absaugschlauch der meisten Konkurrenzmodelle.
Auch wenn diese Absaugposition keine Neuentwicklung ist – auch die kabelgebundene Variante DW621 arbeitet seit Jahren so – rundet sie aus unserer Sicht trotzdem das Bild einer durchdachten Neuentwicklung ab. Statt der Oberfräse einfach nur den Stecker zu ziehen und einen Akku aufzupflanzen, hat man sich in der Entwicklungsabteilung im hessischen Idstein offenbar richtig Gedanken gemacht.
Die DCW620 kostet ohne Akkus rund 580 CHF. Im Paket mit zwei 5,0-Ah-Akkus und Ladegerät liegt der Preis bei rund 930 CHF.
Text und Fotos: Christian Filies