«Wir sind anders!»
Das Gras wachsen hören – eigene Wege suchen – Neues wagen: So lässt sich die Denke im Hause Vanoli wohl auf den Punkt bringen. Das Fachgeschäft mit Tradition und Ideen für die Zukunft bildet aktuell drei Detailhandelsfachfrauen EFZ aus.
Erschienen in der perspective im April 2025
Der polaris Preis – Ein Bravo für betriebliches Engagement
Die Auszeichnung zum «Ausbildungsbetrieb des Jahres» durch die Förderstiftung polaris beinhaltet die Übernahme der Ausbildungskosten seitens Verband für eine/einen Lernenden während der gesamten Ausbildung. Dazu kommen Film-Materialien zur eigenen Verwendung sowie textliche Unterstützungsarbeiten für die regionale Presse. Visualisiert wird die Auszeichnung mit einem Diplom für das Ladengeschäft – die Kundschaft freut’s!
Tradition hat das Fachgeschäft für Ess-, Tisch- und Wohnkultur in Thalwil: Reto Vanoli führt es seit 2008 in zweiter Generation. Seine Eltern hatten vor weit über 30 Jahren in Thalwil ein klassisches Haushalt- und Eisenwarengeschäft mit zwei Standorten übernommen. Im heutigen, vor 17 Jahren bezogenen solitären Domizil lässt sich alles auf einer Verkaufsfläche von 700 m2 bewirtschaften. Nach dem Umzug wurde das Sortiment – ausgenommen die Schliess- und Sicherheitstechnik – auf den Haushalt fokussiert. Warum? Reto Vanoli ist offen und ehrlich: «Meine Leidenschaft sind nicht Bohrmaschinen und Rasenmäher, sondern die Tafel- und Wohnkultur!»
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«Was wir heute zusammen mit unseren Lernenden verwirklichen, ist einfach stark: Sie gestalten unsere Auftritte in den sozialen Medien wie Profis und arbeiten Zuhause an den digitalen Botschaften weiter: Freiwillig und aus Freude!»Reto Vanoli, Geschäftsführer |
Aller guten Dinge sind drei
Dabei hat er es nicht mit «Haushalt» bewenden lassen: An der Gotthardstrasse 49 wird die feine Lebensart zelebriert – ein besonderer «Brennpunkt» ist dabei die umfangreiche Grillabteilung. Neben Beratung und Verkauf finden hier jährlich weit über hundert Grill- und Kochkurse, Firmenevents und Vereinsanlässe statt – sämtliche auf Genuss und Geselligkeit, auf Emotion und Lebensfreude ausgerichtet. – Ja, und Zukunft hat das Unternehmen sicher auch: Sohn Sandro Vanoli hat Betriebswirtschaft studiert und übernimmt die Führung des Ende Februar 2025 neu eröffneten Fachgeschäfts in Lyssach. Zusammen mit «Vanoli Casa» in Baar – spezialisiert auf Wohnkonzepte und Wohnaccessoires – kommt somit unweit von Bern der dritte Standort der Vanoli AG in Schwung. «Dort werden Events noch wichtiger sein», deutet Reto Vanoli an.
Mit Begeisterung anstecken
«Ware hin – Geld her! So geht Fachhandel heute nicht mehr!» Diese Grundhaltung vermittelt die Vanoli AG auch ihren Lernenden. Man setze vielmehr auf Erlebnisse und Stories, Emotionen und Erinnerungen. Der Verkaufstresen seien heute die Events, die aber mit Ideen und Leidenschaft beseelt werden müssten: «Vor einigen Jahren hatte fast jedes gehobene Warenhaus einen Event-Bereich. Ohne Leben, ohne Feu sacré blieben das aber oftmals teure Warenträger.» Die Begeisterung für Produkte genauso wie für Menschen mache es aus, so Vanoli.
«Wir müssen die digitale Kommunikation unserer Branche fest in die bestehende Berufsausbildung integrieren. Damit können wir junge Menschen begeistern und dem Mangel an Lernenden und Fachkräften entgegenwirken.»
Ausbildung: Modern, umfassend, zukunftsgerichtet
Für Reto Vanoli sind die Leistungen von Swissavant unverzichtbar, allen voran die gesamte Berufsbildung. Allerdings wünscht er sich – und der gesamten Branche – dass Handel und Verkauf in der Gesellschaft wieder den Stellenwert bekommen, den sie verdienen: «Wir müssen den Fachhandel als das zeigen, was er ist. Ein anspruchsvolles, spannendes, vielseitiges und kreatives Tätigkeitsfeld.»
Im Hause Vanoli setzt man dazu stark auf die digitalen Fähigkeiten der Lernenden. Von Profis gecoacht, gestalten sie die Auftritte in den sozialen Medien mittlerweile perfekt. Themenwahl, Filmaufnahmen, Schnitte und Implementierung im Netz würden von den Jungen praktisch selbstständig betreut. Sie brächten (nicht nur) digitale Fähigkeiten mit und entwickeln diese weiter.
Sie identifizierten sich über die Desktop-Aktivitäten auch mit der Materie, mit den Produkten und mit ihrem Ausbildungsbetrieb – kurz: Mit der DNA ihres Berufs. «Unsere Jungen machen das in einem enormen Tempo und mit sehr viel Eigenmotivation.» Diese modernen Bereiche – also Social Media, digitale Kommunikation und Omni-Channel-Präsenz – gehörten aus Sicht von Reto Vanoli zwingend in den Lehrplan einer modernen Berufsausbildung. Damit gewännen die Lehrberufe, die Lehrbetriebe und die gesamte Branche an Anziehungskraft. Sein Credo: «Das ist unsere Zukunft!»
Storytelling und Emotionen? Ein Beispiel aus Thalwil (siehe Bild 4 oben in der Bildergalerie)
Die Vanoli AG verkauft auch Dry Aged Beef: Lokales Rindfleisch – also «Zürifleisch» – das im Reifeschrank während mehrerer Wochen trocken abhängt. Es reift dabei geschmacklich und in der Konsistenz für höchsten kulinarischen Genuss.
Der Clou in Thalwil ist die Webcam mit Blick in den Reifeschrank. Vorbestellte Fleischstücke werden gut sichtbar mit dem Kundenvornamen bezeichnet und können so jederzeit von zuhause oder von unterwegs begutachtet, eigentlich begleitet werden. Einladungen zum Festessen lassen sich damit unterhaltsam wiederholen, der mentale Kontakt zum Fachgeschäft bleibt wach, die Vorfreude steigt – und der Appetit vermutlich auch …