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«Die Branche modernisiert sich zum Vorteil aller!»

Seit März 2025 trägt er die Landesverantwortung für die Stanley Works (Europe) GmbH: Giuseppe Provenzano – Branchenkenner und selbst kein Unbekannter in der Branche. Er attestiert ihr Kompetenz, regionale Verwurzelung und aktive Weiterentwicklung.

Swissavant
Wallisellen, Schweiz

Erschienen in der perspective im Dezember 2025


Dieser Artikel ist Teil der Serie «Stimme aus der Branche». Hier kommen Expertinnen und Experten aus der Branche persönlich zu Wort. Sie geben Einblick in branchenspezifische Entwicklungen oder nehmen Stellung zu aktuellen Themen, was zu einem besseren Verständnis der Branchenmechanismen und zur allgemeinen Innovationsförderung beiträgt. 


Zur Person:

Giuseppe Provenzano (54) ist Country Manager Schweiz bei der Stanley Works (Europe) GmbH in Urdorf und für die Hauptmarken DeWalt und Stanley sowie für Black&Decker und Facom verantwortlich. Sein Berufsleben hat er mit einer kaufmännischen Grundausbildung begonnen; er gehört seit 25 Jahren zur Branche. Neben diversen Weiterbildungen in Marketing und Verkauf sammelte der eidg. dipl. Verkaufsleiter Erfahrungen im technischen Grosshandel, in der Dienstleistung, im Bereich Automotive sowie in Industrie und im Handelsgeschäft. Deshalb sagt Provenzano von sich: «Ich bin ein Allrounder im Handel und Vertrieb, im B2B- wie auch im Endkundengeschäft. Dieses umfassende Verständnis möchte ich einbringen.»

Auf besondere Merkmale von DeWalt und Stanley in der Schweiz angesprochen, erwähnt Provenzano den Reparaturservice in der Schweiz: 
«Die Rofo AG in Kleinbösingen (FR) repariert alle Stanley Black&Decker-
Geräte in der Regel innert 24 Stunden. Das gibt dem Fachhandel Schlagkraft.» Darüber hinaus betont er die Marken- und Produktvielfalt im Konzern, die praktisch jede handwerkliche Zielgruppe abdecke. Und er weist auf das diversifizierte Lager-Logistik-Konzept hin: «Wir sichern unsere Lieferbereitschaft mit vielen Partnern und mehreren eigenen Produktionswerken und Lagern in Europa. Damit sind wir für Pannen in der Lieferkette gut gewappnet.»

Ein lächelnder Mann mit kurzen grauen Haaren, der einen marineblauen Blazer und ein weißes Hemd trägt, posiert vor einem schlichten grauen Hintergrund.

Die Landesverantwortung für ein etabliertes Markenportfolio übernimmt man nicht einfach so. Was hat Giuseppe Provenzano zu diesem Schritt bewogen? Wie sieht er den Eisenwarenhandel? Wohin soll die Reise gehen? Die perspective hat nachgefragt. 

Herr Provenzano, Ihr Amtsvorgänger hat den Schweizer Markt für Elektrowerkzeuge über drei Jahrzehnte aktiv mitgestaltet: Sie treten in grosse Fussstapfen. Mit welchen Überlegungen? 
Zunächst fasziniert mich die vielfältige Markenwelt von Stanley Black&Decker. Dabei haben die Hauptmarken DeWalt und Stanley eine besondere Strahlkraft. Sie werden von vielen ergänzenden Sortimenten begleitet. Unser Konzern deckt somit zu weiten Teilen den Bedarf an handwerklichen Gerätschaften – für Profis genauso wie für Endkonsumenten. Die Sortimente, Kunden und Handelsbeziehungen bieten zusammen mit der Innovationskraft des Konzerns ein enormes Potenzial.

Andere Motive? 
Neben der Markenvielfalt interessiert mich die Multi-Channel-Strategie. Wir sollten die Kanäle weniger in Konkurrenz als in Ergänzung bewirtschaften. Jeder Kanal hat seine Stärken. Mehrere Marken und Kanäle zu betreuen fordert und fasziniert mich zugleich. 

Ist die Nachfolge von Guido Bizzozero nicht auch eine Herausforderung?
(Lacht) Ja, klar! Er hat ein super Team aufgebaut. Aber einfach «weiter wie bisher» wäre gleichwohl riskant. Denn alles ist im Wandel, nichts ist sakrosankt. Wir müssen die Rahmenbedingungen und den Markt ständig beobachten und uns immer wieder neu positionieren. Dies, obschon unsere beiden Hauptmarken zusammen mit dem Fachhandel in langer Tradition gross geworden sind. 

Wie sehen Sie diesen Fachhandel 2025/2026? Seine Stärken, seine Unzulänglichkeiten?
Er hat sein Potenzial in Fachkompetenz, Kundenorientierung und in den regionalen Kundenbeziehungen. Dazu im umfangreichen Sortiment und in der Servicebereitschaft. Mit der Digitalisierung könnte es aus meiner Sicht schneller gehen, speziell in kleineren Firmen. Und der Fachkräftemangel ist zunächst ein gesamtgesellschaftliches Thema. Damit sind wir aber nicht «aus dem Schneider», die Branche sollte aus eigener Kraft mehr leisten. Denn so sichert sie die Fach- und Beratungskompetenz als kollektive USP. Das greift ineinander, das heisst Zukunft. 

Erhalt der Branchenkompetenz: Wo sehen Sie Möglichkeiten?
Wir kooperieren bestmöglich mit den Ausbildungsstätten und mit den Fachgeschäften. Die Lehrbetriebe ihrerseits sollten das Employer Branding und die lokale Präsenz pflegen. Ausserdem müssen wir die Kanäle der Jungen gekonnt bewirtschaften: Influencer und Social Media heissen die Schlüsselwörter.  Unsererseits versuchen wir, das Geschäft unserer Handelspartner weiterzuentwickeln. Nicht nur über Umsätze, sondern auch mit unserem Marktauftritt, mit Kompetenz und mit Dienstleistung am Endkunden. Unsere im Fachhandel ausgebildeten Berater kennen die Realität am POS und geben ihre Erfahrungen gerne weiter, auch über die reine Anwendung hinaus. 


Sie setzen in der Summe auf drei K: Kompetenz – Kooperation – Kommunikation. Wir wünschen Ihnen und der Branche noch drei K dazu: Konstanz, Kontinuität und Konjunktur! – Danke für das Gespräch. 


«Wir beliefern nur den Handel – Direktverkäufe sind kein Thema!»


Blick in die Zukunft

«Die Branche wird moderner – zum Glück!» Für Giuseppe Provenzano stehen digitalisierte Prozesse im Vordergrund. Er sähe sie gern noch rascher und einheitlich umgesetzt, in kleineren Partnerunternehmungen besonders. 
Daneben rückt er Umwelt und Nachhaltigkeit ins Zentrum: «Der Markt will Zero-Emission, reparierbare Produkte und rezyklierbare Materialien.» Die Antwort von DeWalt heisst «Powershift», um bisher emissionsstarke, schwere Geräte umweltfreundlich betreiben zu können.  
Wie vielerorts bereitet der Fachkräftemangel auch in Urdorf Sorgen: «Eisenwaren sind offenbar zu wenig attraktiv. Wir müssen unsere vielfältige und spannende Berufswelt besser verkaufen.» Provenzano fordert die Kooperation mit Ausbildungsstätten und schlägt flexible Arbeitszeitmodelle, fokussierte Weiterbildungsprogramme und aktives Mentoring vor, um echte Talente zu entwickeln. «Wir sollten die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten in unserer Branche als Anreiz gut ausspielen.» 


«Mit Impulsen zur Digitalisierung, Unterstützung bei der Nachwuchsgewinnung, innovativen Messeformaten und aktiver Vernetzung kann der Verband die Branche stärken und weiterentwickeln.»


Branchen und Verbände: Die Jungen gemeinsam begeistern

Der Mangel an Nachwuchs im gesamten Handwerk – nicht nur im Fachhandel – beschäftigt Giuseppe Provenzano. «Wir sollten alle zusammen mehr tun, um die Jugend für manuelle Berufe zu begeistern. 
Ich denke an branchen- und verbandsübergreifende Kooperationen, um das gewerbliche Handwerk allgemein attraktiv zu machen. Baumeister, Schreiner, Zimmerleute, Gipser, Maler, Elektriker, Schlosser, Autogewerbe… 
Sie sollten die Jungen zunächst für das Handwerk per se zu begeistern suchen und nicht nur das eigene Gewerk bewerben. «Wir könnten die gemeinsamen Interessenfelder miteinander bearbeiten. Mit ‹wir› meine ich Handelsverbände wie Swissavant und die gewerblichen Endkundenverbände. Miteinander für das Handwerk statt Wettbewerb um junge Menschen! Das würde ich uns für eine gemeinsame Zukunft wünschen.»

Ihre Kontaktperson

Werner Singer

Werner Singer

Leiter perspective

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