«Geht nicht? Gibt’s nicht!»
«Bei uns gestalten die Kunden das Geschäft!» – Was phantastisch klingen mag, spürt man in Suhr doch deutlich: Kundennähe ist Programm! Erkennbar am herzlichen «Hoi, Peter», wenn die Ladenglocke läutet...
Erschienen in der perspective im Mai 2025
Der polaris Preis – Ein Bravo für betriebliches Engagement
Die Auszeichnung zum «Ausbildungsbetrieb des Jahres» durch die Förderstiftung polaris beinhaltet die Übernahme der Ausbildungskosten seitens Verband für eine/einen Lernenden während der gesamten Ausbildung. Dazu kommen Film-Materialien zur eigenen Verwendung sowie textliche Unterstützungsarbeiten für die regionale Presse. Visualisiert wird die Auszeichnung mit einem Diplom für das Ladengeschäft – die Kundschaft freut’s!
...oder an den zahlreichen Artikeln mit handschriftlichem Abholschein, die auf Peter – im Haushalt vielleicht auf Gabi – warten. Das Eisenwaren- und Haushaltgeschäft Jost ist in und um Suhr bestens vernetzt – und bildet aus!
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«Als ich von der Verleihung der polaris-Auszeichnung erfuhr, war ich gerade in Übersee. Dass diese Ehre einem kleinen Betrieb wie uns erfährt, hat mich extrem gefreut! Das habe ich spontan mit einem Extratropfen zelebriert …»Thomas Jost, Geschäftsführer |
Die Räumlichkeiten sind limitiert, das Lagersortiment umfangreich; und die Herzlichkeit kompensiert, was andernorts vielleicht mit digitaler Eleganz und professionellem Styling erreicht wird: Handgestrickt und sympathisch, allenfalls leicht neben dem modernen Zeitgeist … und doch gut unterwegs. Das ist die Robert Jost AG in Suhr. Mit ihr ehrt die Förderstiftung polaris ein klassisches Haushalt- und Eisenwarengeschäft dörflichen Zuschnitts als «Ausbildungsbetrieb 2024 für Eisenwaren».
Vier Jahrzehnte Engagement
Die Wurzeln reichen bis in die späten Fünfzigerjahre zurück: Damals gehörte das Geschäft an der Tramstrasse 21 einem Herrn Willi Eyer, der es im Sommer 1968 dem Ehepaar Robert und Hermine Jost verkaufte. 1985 erfolgte der Umzug ins heutige Domizil an der Tramstrasse 25. Die aufgegebenen Bahngeleise in diesem Strassenbereich erklären den Namen. – Mit dem Umzug übernahmen die beiden Nachkommen Thomas und Lisa Jost in zweiter Generation die Verantwortung. Thomas Jost dazu: «Mein Beruf ist seit 40 Jahren unser Geschäft. Nur das, aber mit Herzblut!»
Im Dorf verwurzelt – mit der Industrie verbunden
Einen Webshop sucht man auf der Homepage vergeblich. Dafür finden sich Fotoreihen zu den jährlichen Grillkursen, zur Gewerbeausstellung BUGA oder zum 50-jährigen Firmenjubiläum: Dorf, Nähe, Menschlichkeit bilden den Rahmen! – Das Lagersortiment weist eine enorme Breite und Tiefe auf. Für den Neuankömmling ist es auf Anhieb nicht überschaubar. Dafür lädt es zum Stöbern, Entdecken und sich Inspirieren ein – und erinnert an die eigene Jugendzeit. Schrauben und Dübel aller Dimensionen lagern in Schachteln, Drahtseilklemmen gibt es von ganz klein bis ganz gross. Spannschlösser und Karabinerhaken ebenso, um nur einige unscheinbare Untergattungen anzusprechen. Die Preise findet man auf Klebern ohne Barcode, der Einzelverkauf ist selbstverständlich. Dennoch steht die Laufkundschaft nur für den kleineren Teil am Umsatz. Denn auch in Suhr nimmt die digitale Affinität der Privatkunden deutlich zu. Aber: «Wir arbeiten mit Handwerkern und langjährigen Industriekunden intensiv zusammen. Die Schliess- und Sicherheitstechnik ist dabei ein grosses Standbein.» Mehr als 80 Prozent würden mit Profis und Industrie umgesetzt – die mit Abstand wichtigste Säule.
Verkaufen heisst Dienen
Die Grundhaltung, und das gebe man den Lernenden so mit, sei Dienen und Helfen: «Zufriedene Kunden erreichen wir nicht durch Produkte. Die sind überall gleich, im Netz vielleicht etwas günstiger. Unsere Kunden bekommen Unterstützung, Beratung, Fachkompetenz, After-sale-Service – und unsere persönliche Präsenz vor Ort, wenns einmal brennt.» Diese klassisch-konservative Rollenauffassung gehört zur DNA der Robert Jost AG. Sie pflegt damit ein eigenes Profil am lokalen Markt.
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«Wir begrüssen und verabschieden unsere Kunden immer persönlich – wenn möglich mit Namen. Das wird geschätzt!»Lisa Jost, Geschäftsführerin |
Ausbilden? Selbstverständlich!
Das Fachgeschäft hatte und hat immer jungen Menschen den Weg ins Berufsleben geebnet – das ist Tradition. «Wir durften über 150 Lehren erfolgreich begleiten.» Die allermeisten Abgänger*innen hätten ihren Berufsweg in der näheren Umgebung gemacht. Und nicht selten würden sie – teilweise mit der eigenen Familie – einfach auf einen Sprung hereinschauen. – Aktuell macht eine Lernende bei der Robert Jost AG die zweijährige Attest-Ausbildung EBA, aber man hat oft auch zwei junge Menschen in der Obhut. Die Ausbildung wurde lange Zeit von einem Mitarbeiter gecoacht, der selbst einmal Lehrling im Hause Jost war. Heute arbeitet dessen Tochter – eine begeisterte Quereinsteigerin – als Ausbilderin und Prüfungsexpertin mit.
Quereinsteiger: Potenzial besser ausschöpfen
Die Forderungen an Berufsinteressierte junge Menschen liegen vor allem in der Persönlichkeit. Man setze auf ein freundliches Wesen, auf Kommunikationsfähigkeit und auf Bereitschaft zum Engagement.
Weiterbildung ist erwünscht, die Robert Jost AG sieht sich gerne als Sprungbrett für eine grössere Karriere. Sei es in der Branche, aber durchaus auch ausserhalb. «Zur Berufsbildung treibt uns ein Wunsch immer mal wieder um: Die Zweitausbildung in unserer Branche!» Thomas Jost sieht hier noch Möglichkeiten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. «Wenn ein gelernter Schreiner oder Mechaniker Freude an Schlössern und Schliessanlagen hat, sollte er sich bei uns weiterbilden und seine Affinität vertiefen.» Diese Möglichkeit attraktiv zu gestalten und in geeigneten Berufen bekannt zu machen, wäre aus seiner Sicht eine vornehme Aufgabe für den Verband Swissavant. Ja, und beim Blick voraus erwähnt Thomas Jost auch, dass die langfristigen Weichen für die Robert Jost AG noch nicht gestellt seien: «Für konstruktive Ideen sind wir offen!»