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«Wir leben nicht vom EBIT allein!»

Im November 2025 hat die Allchemet AG ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nach 10 Jahren als Teil der SFS-Gruppe geht das Unternehmen nun eigene Wege. Ein Management-Buyout rund um CEO Thom Krummenacher führt es in die Unabhängigkeit.

Swissavant
Wallisellen, Schweiz

Erschienen in der perspective im November 2025


Dieser Artikel ist Teil der Serie «Stimme aus der Branche». Hier kommen Expertinnen und Experten aus der Branche persönlich zu Wort. Sie geben Einblick in branchenspezifische Entwicklungen oder nehmen Stellung zu aktuellen Themen, was zu einem besseren Verständnis der Branchenmechanismen und zur allgemeinen Innovationsförderung beiträgt. 


Zur Person:

Eigentlich wollte er Bäcker/Konditor werden: «So gut kochen und backen können wie meine Mutter!» Als eines von fünf Geschwistern auf einem Bauernhof aufgewachsen, ist Thom Krummenacher dankbar für Erdung und gesunde Werte. Werte, die ihn prägten und ihm als Ressourcen privat und beruflich stets zugänglich waren. Auch, als es gesundheitlich in der Backstube nicht weiterging. Krummenacher wechselte in die Kaufmanns- und Handelswelt. Er machte diverse Abschlüsse und sammelte praktisch Erfahrung im Kader unterschiedlicher Unternehmungen. 
Den Weg zur Allchemet AG hat ihm der langjährige Geschäftsführer René Bannwart geebnet. «Obschon mich Schrauben und Werkzeug anfänglich nicht faszinierten, überraschte mich die Vielfalt dieser Branche.» Ihr Stallgeruch – bodenständig, ehrlich, kreativ und mit Lokalbezug – passte. 2018 bei Allchemet als Vertriebsleiter gestartet, übernahm Krummenacher bald die stellvertretende Geschäftsführung, mit Aussicht auf die Gesamtverantwortung. Mit der Herauslösung der Allchemet AG aus dem SFS-Konzern ist er nun CEO und Mitinhaber des Unternehmens. Privat engagiert sich der dreifache Familienvater im sportlichen Umfeld seiner Kinder und u. a. in einem Kirchenrat. 

Eine lächelnde Person, die ein blaues ALLCHEMET-Poloshirt trägt, zeigt den Daumen nach oben. Sie hat kurze Haare, Ohrringe und eine Uhr und steht in einem Innenraum mit unscharfem Hintergrund.

«Wir übernehmen die Verantwortung für Mitarbeitende, Partnerschaften und Beziehungen. Und wir entwickeln Perspektiven!»

Im Oktober 2024 kam der Bescheid, dass die Allchemet AG mit Sitz in Emmenbrücke vom SFS-Mutterkonzern zur Übernahme ausgeschrieben werde. Im Zuge dessen präsentierte Thom Krummenacher das Unternehmen gegenüber interessierten Investoren. Dabei realisierte er, dass es letztendlich nur um eines ging: «Das EBIT – und nur das EBIT.» Und dass dies nicht zu seinen Werten passte. Denn aus seiner Sicht lässt sich ein gesundes Unternehmen mit 45 teils langjährigen Mitarbeitenden und einer starken Wertschöpfung in der Schweiz nicht auf einen Kennwert reduzieren: «Ein Firma ist weit mehr als das EBIT!». Für ihn zählen soziale Verantwortung, solide Handelsbeziehungen und auch Freundschaften innerhalb der Branche genauso. Und auch ein gesunder Wettbewerb, der inspiriert und anspornt. 


«Viele unserer Handelspartner machen einen sehr guten Job: Aktiv, wendig, nahe am Endkunden: Dafür ein herzliches Merci!»


Persönliche Beziehungen statt Heuschrecken
Die Übernahme durch den bereits als CEO eingesetzten Krummenacher war auch im Sinne des Mutter-Konzerns. Und er war nicht allein: «Mein Bruder Bruno, gelernter Schreiner, führt heute sein IT-Unternehmen. Mit Beat Kurmann haben wir einen bestens vernetzten Finanzexperten aus meinem Familienumfeld an Bord. 
Dazu Stephan Schmidt, seit über 15 Jahren unser Leiter Supply Chain. Er kennt die Prozesse aus dem Effeff.» Diese vier Personen bilden das neue Aktionariat der Allchemet AG, die von einer übergeordneten Holding aus der SFS-Gruppe herausgelöst wurde. Eines sei dabei klar, betont Thom Krummenacher: «Allchemet bleibt Allchemet: Solide, seriös, schweizerisch!» Ein möglicher Verkauf ins Ausland konnte verhindert und die Wertschöpfung in der Schweiz behalten werden.


Was bleibt? 
«Wir sind ein klassisches Familienunternehmen und leben die entsprechenden Werte: Flache Hierarchie, gute Beziehungen nach innen und aussen, Vertrauen und Bodenständigkeit, Fairness und Wertschätzung. Alles, was ein solides Schweizer KMU ausmacht.» Neben den durch das Buyout gesicherten 45 Arbeitsplätzen stärkt diese Lösung auch Arbeitsplätze im weiteren Aktionsfeld: Allchemet generiert bei zwei innerschweizer Logistikern lokale Wertschöpfung. Zudem kooperiert man bei Konfektionierungsarbeiten mit der Stiftung Brändi. «Mit lokalen Strukturen und einem engen Branchenzusammenhalt wollen wir der Flut von Billigwaren aus Fernost entgegenhalten.» Nachhaltigkeit und ganzheitliche Verantwortung liegen der Allchemet AG am Herzen: «Wir waren, sind und bleiben dem Handel treu!»

Was kommt?
«Im blauen Kittel hinter dem Tresen zu warten, genügt nicht mehr!», so Krummenacher. Die Extra-Meile zum Handwerker, ein Mehrwert an Leistungen und Ideen, an Kompetenz und Hilfsbereitschaft, all das ist für ihn unabdingbar. Zur Unterstützung bietet Allchemet dem Handel vertiefte Potenzialanalysen mit detaillierten Kennwerten zu Kundenstruktur und Verbräuchen im Einzugsgebiet: «Mit dem Branchencode und unserem selbstentwickelten Tool wissen wir, was wo an Werkzeug, Leim oder Beschlägen verkauft wird und was der Händler stationär oder im Shop bereithalten sollte. Wir machen den Markt transparent.» – Allchemet selber will sich weiterentwickeln und dem Handel immer wieder neue Produkte, Lösungen und Dienstleistungen bieten, stets auf die Bedürfnisse abgestimmt. Thom Krummenacher ist insgesamt zuversichtlich: «Die Wohnungsknappheit besteht weiter, der Volksentscheid zum Eigenmietwert stützt die Entwicklung im Bau. Deshalb mein Aufruf an die Branche: Packen wir’s, gemeinsam!» 


«Unser USP liegt in der ganzheitlichen Betreuung der Kundschaft. Bestellung, Lieferung, Rechnung – das genügt uns nicht. Wir zeigen dem Händler sein Marktpotenzial auf und helfen mit, es auszuschöpfen.»


Die neuen Inhaber der Allchemet AG: (v.l.n.r.) Bruno Krummenacher, Beat Kurmann, Thom Krummenacher und Stephan Schmidt.

Zum Unternehmen: 

Die Allchemet AG wurde 1973 von Manfred Kooymans in Wetzikon (ZH) gegründet und domizilierte später in Hinwil (ZH). Der Name steht für «Alle Chemikalien (und) Metalle». Der Fokus lag auf der Versorgung der Grossfläche mit Werkzeugen. 
Im Zuge der Nachfolgeregelung hat Thomas Minder 2001 die Allchemet AG übernommen. Er erweiterte das Sortiment und die Markenvielfalt stark und fokussierte vermehrt auf den Profimarkt. Der steigende Platzbedarf führte zum Umzug nach Bäretswil (ZH). 
2015 ging das Unternehmen an den SFS-Konzern in der Absicht, den Handel neben Schrauben und Chemie auch mit Werkzeug und Maschinen zu versorgen. Ziel war: «(Fast) alles aus einer Hand!» Die anvisierten Strategien liessen sich aber nur bedingt umsetzen, was zur aktuellen Entlassung des Unternehmens in die Eigenständigkeit führte. 

Ihre Kontaktperson

Werner Singer

Werner Singer

Leiter perspective

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